8.10.2024 im DRIVE
Foodweek Talk: Kochen ist mehr als nur eine Tätigkeit – es ist Leidenschaft, Freiheit und Kreativität.

2-Sterneköchin Rosina Ostler im Gespräch

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Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Food-Festivals kehrt das Pop-Up-Restaurant Food Clash Canteen ins Programm der Berlin Food Week und damit ins DRIVE zurück. An drei Abenden – von Dienstag, 8.10. bis Donnerstag, 10.10. – erleben die Besuchenden an jeweils drei Food-Stationen zeitgemäße Interpretationen. Mit dabei 2-Sterneköchin Rosina Ostler, Restaurant Alois die eine Neuinterpretation des berühmten französischen Gerichtes Tournedos Rossini präsentiert.

Rosina Ostler übernahm im Dezember 2023 die Position der Küchenchefin im »Alois – Dallmayr Fine Dining« in München. Sie prägt seitdem die kulinarische Landschaft des Restaurants mit ihrer ganz eigenen Handschrift, die sie selbst erst lernt, in Worte zu fassen.

 

Wie würden Sie ihren Kochstil denn beschreiben?

Mein Kochstil ist eine Mischung aus meinen verschiedenen Stationen und meinen persönlichen Vorlieben für Geschmack und Ästhetik. Meine Küche ist präzise, kreativ und mutig, besonders in der Verwendung von starken Aromen und ungewöhnlichen Kombinationen. Sie ist oft überraschend. Deshalb kann ich sie auch nicht einem bestimmten Land zuordnen. Meine Ausbildung basierte auf der französischen Küche, wurde aber durch nordische Einflüsse und moderne Kochtechniken erweitert, einschließlich Einlegen und Fermentieren. Es ist immer schwierig die Feinheiten der eigenen Handschrift in Worte zu fassen – unsere Gäste bestätigen mir aber, dass sie meine Persönlichkeit im Menü klar erkennen können.

Es ist immer schwierig die Feinheiten der eigenen Handschrift in Worte zu fassen – unsere Gäste bestätigen mir aber, dass sie meine Persönlichkeit im Menü klar erkennen können.

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Sie haben die Ausbildung zur Köchin vergleichsweise spät begonnen und zuvor nur als Hobby gekocht. Wann haben Sie entschieden, dass Sie das Kochen zu Ihrem Beruf machen wollen?

Im Bachelorstudium. Ich habe Medienmanagement studiert, aber in jeder freien Minute gekocht und angefangen selbst Rezepte zu schreiben, und auf einem Blog zu teilen. Bald kamen die ersten Anfragen, ob ich nicht als Privatköchin für Geburtstagsfeiern arbeiten möchte. Mein Studium wurde dann zur Nebensache. Spätestens nach einem Praktikum bei einem Profikoch war klar, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen will. Ich wollte eigentlich direkt nach meinem Abschluss eine Ausbildung zur Köchin beginnen.

Eigentlich. Stattdessen zog es sie zunächst nach Italien, wo sie einen Master in Food Culture and Communication absolviert haben. Warum?

Ich wollte meine akademische Laufbahn kulinarisch beenden. Obwohl mein Studium nicht direkt mit dem kulinarischen Handwerk verbunden war, habe ich enorm viel über die Hintergründe der Branche und über Lebensmittel gelernt. Der Besuch von Produzenten hinterlässt einfach einen nachhaltigen Eindruck, wenn man sieht, wie Produkte entstehen. Zum Beispiel hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen meines Studiums einen Bauernhof in Kalabrien zu besuchen, der Nduja herstellt. Jetzt stellen wir diese Wurst selbst her und können dabei auch Teile des Tieres verwenden, die sonst keine Verwendung finden würden.

Was bedeutet Kochen für Sie?

Kochen ist für mich viel mehr als nur eine Tätigkeit – es ist Leidenschaft, Freiheit und Kreativität. Es verbindet mich tief mit der Natur, ermöglicht mir, meine Persönlichkeit auszudrücken und erfordert Konzentration und handwerkliches Können. Ich kann dadurch auch Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Wertschätzung ausdrücken.

Was ist Ihre Inspiration, wenn Sie Gerichte kreieren?

Meine Inspiration schöpfe ich aus den besten verfügbaren Produkten, der Natur und den wechselnden Jahreszeiten. Auf Reisen finde ich Inspiration. Das bringt mich auf neue Ideen – aber auch beispielsweise der Besuch einer besonderen Ausstellung. Ich nehme die schönen Dinge wahr und verarbeite die Ideen dann weiter. Das Probieren von unterschiedlichen Speisen und Gewürzen selbst beflügeln meine Kreativität auch.

Haben Sie Vorbilder beim Kochen?

Ich fühle mich von vielen Persönlichkeiten inspiriert. Konkret kann ich das nicht benennen. Es ist nicht so, dass ich so sein möchte, oder so kochen möchte wie die oder der…“ Ich denke da völlig frei und möchte meinen eigenen Stil und Weg finden und gehen.

Was sind für Sie ikonische Gerichte?

Ein ikonisches Gericht ist für mich eines, das eine bestimmte zeitliche, örtliche und kulturelle Ära widerspiegelt und über kurzlebige Trends hinaus Bestand hat. Es zeichnet sich durch Mut, Originalität, Innovation und eine prägende Geschichte aus, die seine Bekanntheit und Beliebtheit über Grenzen hinweg tragen.

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Ein ikonisches Gericht ist für mich eines, das eine bestimmte zeitliche, örtliche und kulturelle Ära widerspiegelt und über kurzlebige Trends hinaus Bestand hat.

Wie sieht Ihre kulinarische Zukunft aus? An welchen Projekten arbeiten Sie als Nächstes?

Erst einmal sind wir überaus glücklich, dass wir die zwei Sterne, die das Restaurant bereits vor meiner Zeit hatte, erfolgreich halten konnten. Während meiner Zeit in Norwegen konnte ich eng mit Lieferanten, Produzenten und Bauernhöfen zusammenarbeiten. Das ist für mich natürlich auch im Alois sehr wichtig. Wir profitieren aber auch stark von der Produktkompetenz und dem Lieferantennetzwerk des Delikatessenhauses. Das gibt mir die Freiheit, auf die besten Produkte für meine Gerichte zuzugreifen und immer wieder Neues auszuprobieren. Trotz dieses großartigen Netzwerks bin ich weiterhin offen für interessante Lieferanten und sammle auch selbst gerne Zutaten wie Kräuter oder Pilze. Zudem haben wir gerade neun Hochbeete auf der Terrasse hinter der Küche angelegt, um unsere eigenen Kräuter und essbaren Blüten anzubauen.

Über Rosina Ostler

Rosina Ostler, 1992 in München geboren, durchlief unterschiedliche Stationen und lernte von den besten: nach dem Studium und diversen Praktika u.a. bei Martin Fauster (im ehemaligen Königshof), bei Tanja Grandits (Restaurant Stucki) oder Johannes King (im Restaurant im Dorint Söl’ring Hof), entschied sich die 32-jährige für eine klassische Kochausbildung im Hotel Traube Tonbach. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung blieb sie zunächst in Baiersbronn und arbeitete im drei Sterne Restaurant Schwarzwaldstube unter der Leitung von Torsten Michel, bevor sie 2019 nach Berlin ins Restaurant einsunternull wechselte.

Anschließend wollte sie Erfahrungen in der nordischen Küche sammeln und entschied sich für das Restaurant Maaemo in Oslo. Während ihres Aufenthalts dort eröffnete Rosina Ostler als Küchenchefin zudem das Fine Dining Restaurant Mon Oncle (by Maaemo AS) mit einem à la carte Konzept. Zuletzt war die 32-jährige als Chef de Cuisine im drei Sterne Restaurant Maaemo in Oslo unter der Küchendirektion von Esben Holmboe Bang tätig.

Weitere Information zu Rosina Ostler und dem Restaurant Alois in München  finden Sie HIER

Das gesamte Interview finden Sie in der Zeitschrift Falstaff, Autorin Anna Wender

Berlin, 26.09.2024
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