Angelique Kerber im Interview
03/11/2023 Angelique Kerber ist schon oft zurückgekommen in ihrer erfolgreichen Karriere. Doch aus der Babypause quasi direkt zu den Australian Open – das ist auch für die beste deutsche Tennisspielerin eine riesige Herausforderung. „Ich habe mir das bewusst ausgesucht. Das ist genau das, was mich reizt“, sagt sie im Interview mit dem Porsche Newsroom.
Die Vorbereitung läuft für die Porsche-Markenbotschafterin nach Plan: „Wenn wir nach Weihnachten nach Australien fliegen, denke ich, dass ich bereit bin für die ersten Matches.“
Angelique, wie geht es Ihnen und der kleinen Liana?
Angelique Kerber „Danke, uns geht es gut. Es ist mal wieder eine spannende Zeit, die neue Herausforderungen mit sich bringt. Mit Familie, Training und der Vorbereitung auf die neue Saison.“
Sie sind im Februar Mutter geworden. Haben Sie Tennis in all der Zeit vermisst?
Angelique Kerber „Auf jeden Fall. Ich habe definitiv den Wettkampf vermisst. Gegen die besten Spielerinnen anzutreten und die großen Matches zu spielen, das ist es, was mich immer noch reizt. Ich liebe diesen Sport. Drei, vier Tage vor der Geburt stand ich in meiner Academy noch auf dem Platz und habe Bälle geschlagen.“
Gibt es etwas, was Sie in den letzten Monaten neu gelernt haben?
Angelique Kerber „Ja, dass man mit weniger Schlaf auskommt, als man denkt (lacht). Ich habe auch gelernt, geduldiger zu sein und effizienter meinen Alltag zu planen, im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“
Haben Sie die Tour während Ihrer Babypause verfolgt und welche Spielerinnen haben Sie beeindruckt?
Angelique Kerber „Klar, ich war immer bestens informiert. Beeindruckt hat mich neben absoluten Topspielerinnen wie Iga Swiatek und Aryna Sabalenka vor allem Coco Gauff. Die spielt zwar schon seit längerem immer wieder tolle Turniere, doch dass sie jetzt schon die US Open gewonnen hat, mit gerade mal 19 Jahren, ist doch eine kleine Überraschung.“
Sie haben sich für Ihr Comeback mit einem vertrauen Team um Torben Beltz umgeben? Wie sehr hilft das?
Angelique Kerber „Mir gibt es viel Sicherheit und eine gewisse innere Ruhe, wenn ich weiß, da sind Menschen an meiner Seite, auf die ich vertrauen kann. Das war mir persönlich sehr wichtig. Für diese extrem lange Vorbereitungsphase wollte ich ein Team um mich haben, das ich schon lange kenne und von dem ich weiß, dass es die neue Situation versteht. Es ist ja nicht nur das Training. Der ganze Tagesablauf muss eben ein bisschen anders geplant werden. Dazu brauche ich das Verständnis und die volle Unterstützung von Menschen, auf die ich jederzeit zählen kann.“
Angelique Kerber wurde am 18.1.1988 in Bremen geboren und ist eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Welt. 2016 eroberte die Porsche-Markenbotschafterin mit Grand-Slam-Siegen in Melbourne und New York die Spitze der Weltrangliste – als erste Deutsche seit Steffi Graf 1997. 2018 erfüllte sie sich mit dem Sieg in Wimbledon ihren großen Tennis-Traum. Den Porsche Tennis Grand Prix gewann sie 2015 und 2016. Ihren vorerst letzten WTA-Titel holte sie 2022 in Straßburg. Im Februar 2023 brachte sie Töchterchen Liana zur Welt.
Wie läuft die Vorbereitung?
Angelique Kerber „Alles ist im Plan. Natürlich ist es eine komplett andere Vorbereitung auf die Australian Open, allein schon, weil sie dreimal so lange dauert wie normal. Aber alles läuft gut. Ich habe ja auch noch ein bisschen Zeit. Wenn wir nach Weihnachten nach Australien fliegen, denke ich, dass ich bereit bin für die ersten Matches.“
Ihr Turnierplan bis zu den Australian Open steht?
Angelique Kerber „Ja. Ich werde in Sydney den United Cup spielen und freue mich darauf, mein Comeback für Deutschland zu starten. Vor den Australian Open steht dann noch das Turnier in Adelaide auf meinem Programm.“
Zurück zur Vorbereitung. Da Sie Tennis nicht neu lernen müssen – lief letztlich alles auf Fitness hinaus?
Angelique Kerber „Klar, bis vor kurzem war Fitness das Hauptthema. Jetzt gehen wir wieder mehr auf Tennis. Doch Fitness ist der Bereich, wo man in eineinhalb Jahren am meisten verliert. Da wieder zurückzukommen, seinem Körper zu vertrauen und auf ihn zu hören, das war anfangs die größte Herausforderung. Ich denke aber, das haben wir ganz gut hinbekommen.“
Sie sind in Ihrer Karriere schon mehrmals zurückgekommen. Ist dieses Comeback die größte Herausforderung?
Angelique Kerber „Es ist auf jeden Fall eine andere Art von Zurückkommen. Wenn man nicht gut spielt, Matches verliert und dadurch in ein tiefes Loch fällt, trainiert man weiter und weiß, wie man da wieder rauskommt. Diesmal ist das eine komplett andere und viel schwierigere Aufgabe. Nach eineinhalb Jahren Pause direkt beim United Cup wieder einzusteigen und dann zwei Wochen später den ersten Grand Slam vor sich zu haben, ist eine riesige Herausforderung. Doch ich habe mir das bewusst ausgesucht. Das ist genau das, was mich reizt.“
Was motiviert Sie, so hart für Ihr Comeback zu arbeiten?
Angelique Kerber
„Was mich vor allem motiviert, ist die Liebe zu diesem Sport. Die wird nie vergehen.
Dazu kommt die Herausforderung, auf die große Tennisbühne zurückzukehren und noch einmal alles
aus mir herauszuholen. Ich will gegen die besten Spielerinnen der Welt antreten und den Fans mein
bestes Tennis zeigen. Doch ich bin auch realistisch. Wir stehen immer noch am Anfang.“
Hatten Sie irgendwann Zweifel an Ihrer Rückkehr?
Angelique Kerber „Nein. Wenn ich mir was in den Kopf setze, dann will ich das auch richtig machen, und zwar so lange, bis ich es hinbekomme. Natürlich ist das ein extrem langer Weg, wie ich ihn bisher noch nie gegangen bin. Es gab und gibt immer mal Aufs und Abs, doch dann muss man eben spontan sein, muss eine Trainingseinheit auch mal eine Stunde später beginnen lassen. Ich habe ein gutes Team um mich herum, das flexibel ist und weiß, wie sowas läuft. Doch echt gezweifelt habe ich nie. Wie gesagt: Wenn ich was anfange, will ich es auch zu Ende bringen.“
Tauschen Sie sich mit anderen Tennis-Müttern aus, zum Beispiel mit Ihrer Freundin Caroline Wozniacki?
Angelique Kerber „Ich bin immer mal wieder mit Caro in Kontakt, auch im Hinblick auf den ähnlichen Lebensabschnitt, in dem wir uns gerade befinden. Wir tauschen uns aus, doch am Ende muss jeder seinen eigenen Weg gehen und für sich herausfinden, was am besten funktioniert und wie alles unter einen Hut zu bekommen ist.“
Reicht Ihre Saisonplanung schon bis zum Porsche Tennis Grand Prix im April in Stuttgart?
Angelique Kerber „Also das ist das Ziel, definitiv. Ich würde sehr gerne nochmal in der Porsche-Arena aufschlagen und bin da auch sehr optimistisch. Ich habe den Porsche Tennis Grand Prix vermisst im vergangenen Jahr und hoffe, dass ich diesmal wieder dabei sein werde.“
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